Was für ein Verzaubernder Abend! Wir haben es wieder mal geschafft: 40 Menschen aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Politik und Soziales an einem virtuellen Tisch zu versammeln – auf Augenhöhe und ohne das Schickimicki, das normalerweise Charity Events begleitet. Im YAZZOON von Peter Yazan Sikarea, der zusammen mit seinem wunderbaren Team dem Abend seine ganz besondere Note gab.
Doch denkwürdig waren nicht nur der Raum und die Gäste, ein inspirierender Mix aus bekannten und neuen Gesichtern, langjährigen Partnern und Menschen, die wir begleiten durften, denkwürdig war auch der Umstand, dass wir heuer im Herbst unser 10-jähriges Jubiläum feiern, nicht als Skalierungsgeschichte, wie es sich viele Start-Up-Experten hinter ihren Schreibtischen ausgedacht hätten, sondern als eine permanentes Kreisen um das Wesentliche dessen, was man vielleicht “beflügelnde Interventionen” nennen könnte. Kein Wunder also, dass wir heute noch immer nicht mehr als ein Kernteam sind, eine Herzensmannschaft ohne bürokratischen Speckgürtel – ganz einfach, weil sich Wertschätzung und Augenhöhe nicht skalieren, sondern nur weitergeben lassen.
Doch zurück zu diesem ganz besonderen Abend. Peter Sikarea, den wir vor bald 10-Jahren begleiten – ist eigentlich zu viel gesagt – durften, bietet arabisch-mediterrane Crossover Cuisine vom Feinsten und ist heute eine der gefragtesten Adressen in der Stadt. Warum, ist einfach erklärt. Weil Erfolg immer ein Zusammenspiel ist, Dialog, der in der Küche beginnt, an der Bar zu sich kommt und im Service über sich hinausgeht. Das alles ist YAZZOON und das alles durften wir an diesem Abend verkosten und als Funkeln in den Augen aufnehmen und weitergeben. Wir sind jedenfalls stolz und dankbar dafür, dass wir auf seinem Weg am Anfang ein bisschen die Hände im Spiel hatten, genauso wie die Komplizen und Komplizinnen unter den Gästen – Stadträtin Anna Schiester, Petra Jedinger und Peter Gastberger vom SCALARIA Event Ressort, wo Peter Sikarea als Management-Trainee alle Gastro-Bereiche durchlaufen hat.
Das war sozusagen der Rahmen, den wir gesetzt haben. Dass dieser Rahmen von Musikern wie THOMAS ANDREAS BECK (Poet & Liedermacher), BERENIKE TÖLLE (Chello und Gesang) und DAVID ERA (Pop-Artist & und Produzent) mit behutsamen, musikalischen Impulsen in magische Schwingung versetzt wurde, konnte so nicht erwartet, sondern nur geträumt werden. Geträumt war dann auch noch der Bonus-Track von LUNA AL-MOUSLI, die als DJ in Absence eine Playlist schickte, die sie den Frauen aus der SWAMA Region widmete und den Bogen aus 1001 Nacht hintergründig und beinahe unbemerkt noch einmal weit aufspannte.
Sie sehen: Auch an diesem Abend blieb kein Stein auf dem anderen. So kommt der Titel nicht von ungefähr. 10 Jahre sind nicht länger als ein Wimpernschlag, wenn man seinem Herzen folgt. Nobelpreisträger Anton Zeilinger hat einmal den denkwürdigen Satz geprägt: “Erfolgreich ist, wer Dinge verfolgt.” Uns geht es auch ohne Nobelpreis ähnlich. Wir haben uns als Innovationszelle, als kreative Umsetzer und als stachelige Diskurstreiber in diesen 10 Jahren einen Namen gemacht. Wir haben mit der matchBOX unserem Blick über den Tellerand einen Namen und einen Ort gegeben, haben partizipative Ballons steigen lassen und die Fetzen am Boden zusammengeklaubt. Wir haben große Erfolgsgeschichten begleitet und sind nicht müde geworden, die kleinen Erfolge zu feiern. Weil es auf einer Lebensreise oft nur minimale Verschiebungen sind, die darüber entscheiden, ob ein Zug nach Paris fährt oder nach London.
Aber hat das überhaupt alles noch einen Sinn?
Jetzt, wo Assad in Syrien gestürzt ist? In meinen Einladungen zum Charity Dinner habe ich immer wieder damit begonnen, dass ich gesagt habe: Ja, es gibt uns noch! Und es ist wichtiger denn je, dass es uns noch gibt. Auch, weil es für Menschen mit Migrationshintergrund nicht leichter wird, hier in Österreich Fuß zu fassen. Die Stimmung ist von der rechten Hetze unterminiert. Das hat auch der Sturz Bashar Al-Assads gezeigt. Ein historisches Ereignis, mit dem niemand wirklich rechnen konnte. Und als die Menschen aus Syrien hier in dieser Nacht auf die Straße gingen und feierten, schreibt der gefährliche Kleingeist, der sich den Volkskanzler einbildet: „Die Messerfachkräfte gehören abgeschoben". Und der Innenminister weiß nichts Besseres zu tun, als ihm das Pferd zu satteln, indem er zwei Tage später beginnt, Abschiebungslisten zu erstellen. Derweil Israel vorsorglich mehr als 300 Bomben auf syrischem Gebiet abwirft.
Ich denke, Menschlichkeit zeigt sich in solchen historischen Momenten auch daran, dass man einfach mal den Mund hält. Und aufhört, reflexhaft seine Vorurteile heurnterzuladen und sich den zweiten Blick zutraut. Fragen stellt. Zuhört. Aber das ist in der Politik leider sehr selten geworden.
Keine Angst, ich höre schon auf. Ich möchte nur noch eine kleine Episode teilen. Ich habe vor ein paar Tagen mit unserem Freund OMAR KHIR ALANAM gesprochen. Auch, um ihn um seine Einschätzung zur Lage in Syrien zu bitten. Ich weiß, dass er im Dezember in Damaskus war – bei seinen Eltern, das erste Mal seit 10 Jahren. Ich weiß aber auch, dass seine Sicht eine andere ist, wie die eines Kurden aus dem Norden von Syrien. „Ich habe immer gesagt, ich war in Damaskus“, sagt Omar jenen, die ihn fragten, „weil in Syrien war ich nicht.“ Wir werden unterbrochen, und verschieben das weitere Gespräch. Zwei Tage später schickt mir Omar ein Nachtgedicht, weil er nicht schlafen konnte. Wir reden am nächsten Tag. Auch darüber, wie nahe und unentwirrbar alles ist – die Trauer, die Wut, der Zweifel und die Hoffnung.
Das Nachtgedicht von Omar habe ich an diesem Abend gelesen. Und es war wichtig, dass ich es gelesen habe. Weil wir nicht besser lachen, wenn wir die Augen zumachen. Weil ein Lachen in dieser Welt immer ein Lachen ist trotz alledem.
Ein großes Danke an SIEGRID CAIN für die wunderbaren Bilder. Und – last but not least: Danke Katrin Gerschpacher und Silke Stadelmann für eure Energie, euren Humor, eure Professionalität und eure Menschlichkeit – ohne euch gäbe es fairMATCHING nicht.
PS: Das letzte Foto gehört einem unserer Gäste, Hans Berndl, der die feenhafte Fotografin, die bestenfalls unsichtbar bleibt, auf Pixel-Zelluloid gebannt hat. Danke! Siegrid, wir hoffen, du hast nichts dagegen ;-)