fairMATCHING 2.0

Es gibt eine Zeit des Tuns und es gibt eine Zeit des Redens darüber. Das ist der Hauptgrund, warum es letztens still war in unseren Blog. Wir haben Punsch ausgeschenkt, Vorträge gehalten, an Verträgen mitgebastelt und genetzwerkt, was das Zeug hält. Wohlgemerkt, ohne dass unsere Kernarbeit - die Betreuung der Flüchtlinge - darunter gelitten hätte. Und wir haben es nun geschafft, fairMATCHING und damit auch unsere Arbeit auf eine neue Ebene zu heben.

Punsch mit selbstgemachtem Kuchen am Weihnachtsmarkt Salzburg 2017

Punsch mit selbstgemachtem Kuchen am Weihnachtsmarkt Salzburg 2017

Wir werden gesehen

Heute können wir stolz verkünden, dass unser Engagement und unser Einsatz belohnt worden sind. Wir werden gesehen. Als wichtiger Mosaikstein, wenn es darum geht, für geflüchtete Menschen eine Arbeit und damit eine Perspektive zu finden. Und als Kooperationspartner, der in diesem Feld Verantwortung zu übernehmen bereit ist. Was im Dezember fixiert wurde, ist seit Jänner 2018 Realität: Wir sind nun eine offizielle Beratungs- und Betreuungseinrichtung (BBE) des AMS Salzburg und begleiten als solche vor allem jenen geflüchteten Menschen in Richtung Arbeitsleben, die aufgrund ihrer Berufsbiografie oder ihrem Kompetenzprofil individuelle Betreuung benötigen.

Mit dem Land Salzburg als Fördergeber und der Hil Foundation als zusätzlichem Kooperationspartner, der uns vor allem bei der Weiterentwicklung und Ausformulierung unseres Angebots für Unternehmen unterstützen wird, sind wir nun erstmals in der Lage, Minimalstrukturen rund um ein kleines, engagiertes und schlagkräftiges Team zu etablieren. Das heißt auch, dass die Leistungen, die wir im Rahmen von fairMATCHING erbringen, nun auch im doppelten Wortsinn honoriert werden. 

Was bedeutet 2.0?

fairMATCHING 2.0 heißt für uns, dass wir fokussierter arbeiten und dabei auch die für unsere Arbeit notwendigen Kompetenzen längerfristig an uns binden können. Und dass wir nicht nur den Menschen, die unsere Hilfe brauchen, sondern auch den Menschen, die mit uns arbeiten, eine Perspektive geben können. Es bedeutet aber nicht, dass wir uns nicht mehr an die Decke strecken müssen, um mit Spenden und neuen Begegnungs- und Serviceformaten unsere Arbeit zu finanzieren. Das Thema Finanzierung wird uns als gemeinnützig tätiger und nicht gewinnorientierter Verein immer begleiten, nur eben jetzt erstmals mit einem Fokus, der nachhaltige Entwicklungsschritte ermöglicht. 

Man könnte auch sagen, dass nun endlich die Grundmauern stehen, die unser engagiertes Projekt zumindest für das nächste Jahr stabilisieren. Alles weitere bleibt offen. Es gibt viele Projekte in unseren Köpfen, die wir gerne weiterverfolgen würden - mit Engagement, unbürokratisch und auf Augenhöhe, wie Sie es von uns gewohnt sind.

Bleiben Sie uns gewogen. Und erzählen Sie unsere Erfolgsgeschichten, wie die von Wajid Ali Mirza, der im Dezember eine Kellner-Lehre im ArgeBeisl startete, weiter. Sie sind wie Leuchttürme in einem Klima der Ressentiments gegenüber Menschen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten mussten.

Wajid Ali Mirza hinter der Schank im ArgeBeisl   ...

Wajid Ali Mirza hinter der Schank im ArgeBeisl   ...

Klaus und Gerti: unsere "Menschen des Jahres"

Jeder positive Zuspruch, den fairMATCHING für sein Wirken bekommt, ist eine enorm wichtige Motivation, diese Arbeit weiter zu machen. Eine absolute Draufgabe war die Aktion von Klaus und Gerti, die bewiesen hat, dass man nie vergessen darf, was unsere Gesellschaft und ein MITEINANDER bewegen können. 

RupertusmeetsfairMatching_1.JPG

In unserer Arbeit erreichen uns täglich Mails oder Nachrichten von - uns noch unbekannten - Menschen. Dabei handelt es sich meist um Arbeit suchende Flüchtlinge, die auf der Suche nach Unterstützung am Weg ins Arbeitsleben sind, oder um Unternehmen, die unseren Einsatz schätzen und Interesse an einer Zusammenarbeit haben.  

Und dann passiert es, wie vor ein paar Wochen, dass wir eine Nachricht bekommen, die man 3 mal lesen muss … weil man gar nicht glauben kann, was darin steht! 

Es war ein Mail von Klaus und Gerti. Sie haben vor einiger Zeit eine private Feier organisiert und ca. 70 Freunde und Bekannte geladen. Bei diesem feinen Abend, begleitet von syrischen Köstlichkeiten, baten sie, von Geschenken abzusehen und stattdessen um eine finanzielle Beteiligung an einem oder mehreren Projekten für MigrantInnen. „Ja, und da ist ein bisschen Geld zusammen gekommen und das möchten wir euch jetzt einfach geben,“ schreibt Klaus in seinem Mail. 

WOW! 

Die letzten 1,5 Jahre haben uns gezeigt, dass in unserer Gesellschaft auf jeden Fall die Bereitschaft da ist, fairMATCHING zu unterstützen - aber die Hürde, konkret zu werden dann doch sehr hoch sein kann. Noch viel höher, wenn es um finanzielle Unterstützung geht… 

Man kann sich also vorstellen, was für ein sensationelles Treffen es war, als wir Klaus und Gerti in der Rupertus Buchhandlung (Klaus’ Arbeitsplatz) kennen lernen durften. Und bei intensiven Gesprächen mit diesen wirklich tollen Menschen eine wahnsinnig wichtige finanzielle Unterstützung für fairMATCHING entgegennehmen konnten! 

Danke Klaus und Gerti!  
Danke Welt! 

ein faires Matching bei Palfinger

Wieder einmal dürfen wir von einem ganz besonders fairen MATCHING erzählen. 

Ahmad Palfinger Logo.jpg

Gemeinsam mit unserem Bewerber Ahmad, der in Syrien viele Jahre als Rechtsanwalt tätig war, konnten wir eine Brücke zum Unternehmen Palfinger schlagen.

Seit Anfang Oktober macht Ahmad dort ein Praktikum in der Rechtsabteilung. Teilweise wird er aber auch Abteilungs-übergreifend eingesetzt. Wir sind extrem begeistert, wie gut Ahmads Potentiale erkannt und vor allem eingesetzt werden und wie sehr ihn das motiviert und fördert!

Nach knapp drei Wochen ist Ahmad auch im Team bereits bestens integriert - das ist es, was wir uns für alle Bewerber wünschen: ein faires Matching von dem beide Seiten profitieren! 

DANKE für dieses Engagement liebes Palfinger-Team!

Wir wollen nur eines: FAIRness

Ich bin ein Mensch, der sehr viel Verständnis hat. Ein Mensch, der viele Dinge so akzeptiert, wie sie sind - weil man vieles leider nicht ändern kann. Was ich aber ganz sicher nicht akzeptieren kann und will, ist Ungerechtigkeit! 

Ungerecht ist, was die Menschen erlebt haben, die zu fairMATCHING kommen. Und ungerecht ist auch, was wir als Verein oft zu hören bekommen…

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Immer wieder müssen wir uns rechtfertigen, ob unsere Arbeit denn wirklich notwendig ist, da es ja genügend Arbeitsvermittlungsmaßnahmen gibt. Oder ob dieses „kleine“ zusätzliche Feld, das wir abdecken, es wert ist, gefördert zu werden.

  • Zu uns kommen Menschen, die gezwungen sind, von 340 Euro im Monat zu leben - wo es an jedem Tag, den sie ohne Arbeit verbringen, ums Überleben geht! 
  • Zu uns kommen Mütter, die seit Jahren von ihren Kindern getrennt sind und diese nur wieder sehen können, wenn sie Arbeit gefunden haben!
  • Zu uns kommen Menschen, die sich in ihrer Heimat durch Fleiß und Arbeit sehr viel aufgebaut haben, erfolgreich waren und bei uns in Kursen sitzen müssen, wo ihnen Grundrechnungsarten und Anstand beigebracht wird. 
  • Menschen, deren Bedürfnisse und Kompetenzen nicht ernst genommen werden und die nicht mit Respekt behandelt werden.
  • Menschen, die leiden.

All diese Menschen werden bereits in den vermeintlich ausreichenden Arbeitsvermittlungs-Angeboten „betreut“. Aber sie reichen nicht aus, weil sie es strukturell nicht können. Das sehen wir jeden Tag. Wir haben in den letzten 1,5 Jahren knapp 30 Menschen mit Unternehmen zusammengebracht, wo sie das bekommen, was jeder von uns verdient hat: Respekt, Hoffnung, Sicherheit.

Und die Geschichte eines jedes einzelnen ist schon Grund genug, warum unsere Arbeit notwendig ist!

Wir wollen keine Energie verschwenden, indem wir jammern oder unnötig diskutieren. Aber es soll auch gesagt sein, dass es uns und den Menschen, die wir betreuen, oft unnötig schwer gemacht wird. Und wir sehr viel Überzeugungsarbeit für etwas leisten, das eigentlich selbstverständlich sein sollte.

Danke an alle, die uns FAIR behandeln,

Katrin

SPEED-INTEGRATIONS-NACHMITTAG

Am 2. August veranstalteten wir von 16.00 bis 18.00 ein Job-Speed-Dating für Flüchtlinge und Unternehmen im Volksgarten der Stadt Salzburg. Ziel war es, Erfahrungen zu teilen aber auch Unternehmer und Bewerber zu vernetzen. Das Podium war mit Landesrätin Martina Berthold und Gottfried Lochner, Abteilungsleiter für Service und Arbeitskräfte des AMS Salzburg, auch politisch hochkarätig besetzt.

Und warum gerade im Volksgarten? Katrin Gerschpacher erklärt die Beweggründe für das Aufeinandertreffen im Park: „Wir bekommen sehr positive Rückmeldungen aus der Wirtschaft. Das hat uns ermutigt, noch aktiver auf Unternehmen zuzugehen. Wir wollen Unsicherheiten auf beiden Seiten aus dem Weg räumen und eine unkomplizierte Möglichkeit schaffen, einander kennenzulernen.“

Am Nachmittag des 2. August waren es dann acht Firmen - Eurofunk Kappacher, xLink, der Verein Viele, die Boulderbar, Manpower, Risottomas und die Salzburg AG, die sich beim Job-Speed-Dating für rund 40 Arbeitssuchende Zeit nahmen. Sie kamen aus zahlreichen Branchen - darunter Computer- und Bautechniker, Automechaniker, Installateure, ein technischer Zeichner, ein Pizzakoch, ein Dekorateur sowie ein Agrarwissenschaftler.

Wir ließen uns durch Blitz und Donner nicht abschrecken und hatten einen spannenden Nachmittag im Volksgarten. Mit vielen Gesprächen und einigen Türen, die sich öffneten.

Wir ließen uns durch Blitz und Donner nicht abschrecken und hatten einen spannenden Nachmittag im Volksgarten. Mit vielen Gesprächen und einigen Türen, die sich öffneten.

Integration und Speed-Dating – ein Widerspruch?
Ein Speed-Dating läuft per Definition schnell ab. Trotzdem ist die Geschwindigkeit eher mit einem Augenzwinkern zu sehen, meint Wolfgang Tonninger, Coach und Mitgründer von fairMATCHING: „Arbeit ist wichtig für Integration. Wir wissen aber genau, dass Integration nicht auf die Schnelle geschieht. Auch wenn wir beim Job-Speed-Dating Menschen unkompliziert vernetzen, die Basis dafür ist stets gegenseitiger Respekt und Wertschätzung. Wir wollen, dass man sich in einem ersten Schritt hinsetzt und auf Augenhöhe miteinander spricht.“ Genau das ist an diesem Nachmittag im Volksgarten zahlreich geschehen.

Ayham bei Spar und Mouayad in der Boulderbar
Von Wertschätzung und Respekt erzählten die beiden Syrer Muaid Khaled (25) und Ayham Sawas-Najjar (26) bei der Podiumsdiskussion. Seit Muaid in der Boulderbar Salzburg arbeitet, schmiedet er wieder Zukunftspläne. Er möchte sein Studium fortsetzen und an der FH Salzburg inskribieren. Ayham ist seit zwei Jahren hier und macht seit Februar eine verkürzte Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei Interspar. Er ist sehr froh über die Lehrstelle, auch wenn er in Syrien bereits einen Beruf erlernt hat. Wer trotz vorhandenem Beruf hier in die Lehre geht, verschwendet keine Zeit, meint Gottfried Lochner vom AMS: „Eine abgeschlossene Lehre ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Man zeigt damit Ausdauer und Durchhaltevermögen. Obendrein erlernt man die notwendigen Fachbegriffe auf Deutsch.“ Die deutsche Sprache war auch für Ayham der Schlüssel zum Erfolg. Besonders vom Österreichischen Integrationsfonds erhielt er dabei viel Unterstützung. B1 Niveau sei das Minimum, so Lochner vom AMS.

Dass auch der ORF Salzburg wieder mit von der Partie war, freute uns besonders! Dieses Interview mit Manal Afarah hat ein Leben verändert. Zwei Wochen später hatte die Bauingenieurin aus Syrien einen neuen Job!

Dass auch der ORF Salzburg wieder mit von der Partie war, freute uns besonders! Dieses Interview mit Manal Afarah hat ein Leben verändert. Zwei Wochen später hatte die Bauingenieurin aus Syrien einen neuen Job!

Mehr Energie bei der Arbeitssuche durch fairMATCHING
Initiativen wie fairMATCHING ergänzen das AMS Angebot sinnvoll, so Lochner. Man sehe einander nicht als Konkurrenz, im Gegenteil: „Wir können auf Grund der vielen Arbeitssuchenden nicht so viel Zeit aufwenden, wie wir gerne würden. Die Mitarbeiter von fairMATCHING haben da einen Vorteil. Sie nehmen sich die Zeit, um individuell zu unterstützen. fairMATCHING ist wichtig, um mehr Bewegung und Energie in die Sache zu bekommen.“

Dieses Miteinander schätzt auch Landesrätin Martina Berthold: „fairMATCHING ist ein wichtiger Partner und ich sehe es als meine Aufgabe, die Zusammenarbeit zwischen allen Organisationen zu fördern. Integration geht nur, wenn wir zusammenhelfen.“

Helfende Organisationen sind neben fairMATCHING und dem AMS auch der Österreichische Integrationsfond (ÖIF), der Verein Viele und die Biber Bildungsberatung.
Sie standen an den jeweiligen Servicepoints allen Besuchern des Job-Speed-Datings mit Rat und Tat zur Seite. Kulinarisch begleitet wurde der Speed-Integrations-Nachmittag von Humus und Falafel der Syrian Pop-up Kitchen.

Vielen Dank!

Charity goes fairMATCHING

Beim zweiten Anlauf hat es geklappt. Das Charity Dinner, das die wunderbare Ariadna Castorena I Yoga & Ayurveda im Rahmen von arte vida Anfang August veranstaltete, war ein voller Erfolg. Nicht zuletzt, weil diesmal auch das Wetter mitspielte.

Die Stimmung beim Charity Dinner von arte vida war wie immer vorzüglich.

Die Stimmung beim Charity Dinner von arte vida war wie immer vorzüglich.

Heute war Ariadna da und hat uns den Erlös des Charity Dinners persönlich übergeben. Wir sind baff und sehr dankbar, weil wir nicht nur das Monetäre sehen, sondern vor allem die Geste - dass da Draußen Leute sind, die uns unterstützen. Das gibt Kraft und unendlich viel Energie.

Danke! Für jedes Zeichen!

dieBeiden aus Ebenau sind unsere Unternehmer des Monats

Wie unkompliziert und schnell Arbeitsvermittlung gehen kann, erlebten wir dieser Tage mit der Internetagentur dieBeiden aus Ebenau.

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Christoph Eder und Markus Hauser, die sympathischen Geschäftsführer der Agentur pfeifen auf Bürokratie und sind bereit, sich auf das einzulassen, worauf es ankommt: den Menschen. Konkret war es die Begeisterung, die Amir Ali mitbrachte, die beide überzeugte. Dass er sich im Iran die notwendigen Programmier-Skills selbst beigebracht und keine Zertifikate in der Hand hat, störte dabei nicht. Der Geschäftsführer Markus Hauser ist froh über den Zuwachs in seinem Team: „Wir legen nicht viel Wert auf ein abgeschlossenes Studium oder sonstige Zertifikate. Für mich zählt, dass jemand etwas kann.“ Das konnte der 22-jährige Ali gleich unter Beweis stellen. Hauser stellte dem jungen Iraner eine Programmieraufgabe, die er in kürzester Zeit erfolgreich löste.

Jetzt hat er die Chance als Programmierer zu arbeiten und hoffentlich viel zu lernen. Die Rahmenbedingungen sind ideal. Wir wünschen beiden Seiten viel Erfolg!

Wir schauen hin, wo andere wegschauen

Warum wir das tun? Weil wir ganz konkret und individuell versuchen, Flüchtlingen bei der Arbeitsfindung zu helfen. Was wir dabei sehen, ist zum Teil verwirrend, grotesk und vor allem integrationsfeindlich. Deshalb denke ich, dass es an der Zeit ist, einmal öffentlich auszusprechen, was in unserem Land sozial- und arbeitspolitisch zum Teil haarsträubend schief läuft.

In den letzten Wochen hat sich fairMATCHING richtig ins Zeug gelegt, um unsere Crowdfunding- Kampagne voran zu treiben. Durch die mediale Präsenz konnten wir nicht nur Unterstützer überzeugen. Es haben dadurch auch ein paar Flüchtlinge mehr zu uns gefunden, die aufgrund ihres traurigen Schicksals der Willkür österreichischer Fremdenpolitik ausgeliefert sind. Obwohl sie nur eines wollen: arbeiten!

vlnr.: Wolfgang Tonninger (fairMATCHING), Mouayad Khaled (arbeitet in der Boulderbar), Alex Richter (Boulderbar)

vlnr.: Wolfgang Tonninger (fairMATCHING), Mouayad Khaled (arbeitet in der Boulderbar), Alex Richter (Boulderbar)

Wir haben viele Beispiele, die das sehr anschaulich darstellen –  und wir denken, dass wir sie publik machen müssen, damit sich etwas ändert:

Das Leben der meisten Flüchtlinge, die nach Salzburg kommen, beginnt in einem so genannten Camp. (Dass das nicht viel mit Urlaub zu tun hat, muss ich wohl nicht dazu sagen!) Dort werden die Tage abgesessen, bis es zu einem Asylbescheid kommt. Im besten Fall ist dieser positiv – das heißt nämlich, dass die Person uneingeschränkte Arbeitserlaubnis in Österreich bekommt. Es heißt aber auch, dass der positiv Bescheinigte das Camp in spätestens vier Monaten verlassen muss.  Also beginnt die Suche nach einer Wohnung – auf eigene Faust, mit gebrochenem deutsch und ohne Einkommen. Da würde man meinen, es macht Sinn, sich vorher eine Arbeit zu suchen, um ein Einkommen vorweisen zu können und Geld für Kaution, Möbel etc. zu sparen. Doch leider schwindet da die Logik schon mal. Denn abgesehen davon, dass ein Arbeitgeber ungern einen quasi Obdachlosen einstellt, darf sich ein Camp-Bewohner nur 150 Euro von dem, was er verdient behalten – den Rest bekommt das Land. (Das motiviert bei der Arbeitssuche ungemein, oder?)

Gut, sollte der Flüchtling nun doch eine Wohnung finden, wird ein Teil der Miete vom Sozialamt übernommen. Und es gibt noch ca. 600 Euro dazu – da wären wir dann bei der Mindestsicherung. Auf Dauer natürlich finanziell und psychisch keine Lösung – deshalb beginnt spätestens jetzt die Arbeitssuche.

Selbst für einen Flüchtling mit einschlägiger Ausbildung und Berufserfahrung ein harter Kampf – vor allem deshalb, weil Arbeitgeber und Kollegen Angst vor dem Unbekannten haben. Und die, die „nur“ ein angefangenes Studium oä. nachweisen können? Die werden von einem Kurs in den nächsten geschickt. Und merken dann nach ein paar Monaten, dass das die Arbeitssuche nicht wirklich vorantreibt. Dann kommt die Idee, sich weiter zu bilden, eine Lehre oder schulische Ausbildung zu beginnen – weil es ohne ja offenbar unmöglich ist, eine Arbeit, die dem eigenen Potential entspricht, zu finden. Aber hier wird’s leider wieder unlogisch. Denn wer eine Ausbildung beginnt, bekommt keine Mindestsicherung mehr. Zum Leben bleibt also im besten Fall die minimale Lehrlingsentschädigung.

Noch drastischer ist es bei A. 19 Jahre aus Syrien. Er musste seit er 13 ist arbeiten und hat daher keinen Pflichtschulabschluss. Um irgendwie nachhaltig am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, müsste er diesen nachholen – aber dann gibts keine Mindestsicherung mehr. Also keine Unterstützung vom Staat und auch keine Familie vor Ort die ihmin dieser Situation unter die Arme greifen kann!

Was soll man diesem Menschen sagen? dass seine Zukunft hier abgelaufen ist, bevor er in der Gegenwart ankam?

Bei einem sehr intensiven Gespräch, das ich vor kurzem mit einem neuen Bewerber geführt habe, wurde mir klar, welche traurigen Konsequenzen dieser Irrsinn mit sich bringt. Zu uns gefunden hat ein Migrant aus dem Senegal. Er ist seit 14 Jahren in Salzburg, spricht super Deutsch und ist total sympathisch und lustig. Und trotz Betreuung vom AMS seit 2 Jahren arbeitslos. Um sich nicht völlig nutzlos vorzukommen, arbeitet er ehrenamtlich in einer karitativen Einrichtung. Auf meine Frage, welche Arbeit er richtig gerne machen würde, quasi sein „Traumjob“, sagt er erschreckend traurig: „ Es ist egal was ich gerne machen möchte – als Ausländer bekommt man sowieso nur eine Arbeit als Abwäscher oder so!“

Auch wenn fairMATCHING nicht die Welt verändern kann, wollen wir versuchen, ein bisschen mehr Fairness und Respekt in den Arbeitsmarkt zu bringen. Und gegen die strukturelle Gewalt ankämpfen, die vielen Menschen das bisschen Hoffnung nimmt, das sie zum Leben brauchen!

Bitte helft uns dabei! igg.me/at/fairmatching

Syrischer Abend in der Boulderbar

Ich erinnere mich noch genau an unseren ersten fairMATCHING-Event im Mai 2016, als Alex Richter von der boulderbar bei uns auf der Bühne Platz nahm. Er erfuhr von unserem Projekt und war sogleich Feuer und Flamme, genauso wie die Betreiber im Hintergrund (Stef, Bernhard und Mike). Das Besondere daran: nicht nur fairMATCHING befand sich damals in der Startphase, sondern auch die boulderbar war noch eine Baustelle und kurz vor der Eröffnung.

Wir wussten wenig über den Job, den wir da ausschrieben und auch nicht, ob das Konzept „boulderbar“ in Salzburg auf Akzeptanz stoßen wird. Und trotzdem machten wir miteinander unsere ersten Schritte, weil das Vertrauen da war, dass wir die Herausforderungen gemeinsam und auf Augenhöhe meistern werden.

Heute, ein halbes Jahr später, können wir festhalten, dass nicht nur die boulderbar, sondern auch die Zusammenarbeit mit fairMATCHING ein absolutes Vorzeigeprojekt ist. Es bestätigt eindrucksvoll unsere These, dass Arbeit ein Integrationsmotor sein kann, wenn die weichen Faktoren wie Gemeinschaft, Fairness, Respekt, Offenheit und Neugier auf beiden Seiten ernst genommen werden.

Luoai Allou aus Syrien ging in der ihm aus Damaskus vertrauten DJ-Rolle voll auf ...

Luoai Allou aus Syrien ging in der ihm aus Damaskus vertrauten DJ-Rolle voll auf ...

Deshalb luden wir am Samstag, den 10.12., zu einem „Syrischen Abend“ in die boulderbar.
Wir wollten diesen Erfolg feiern und wir wollten auch den schrecklichen Bildern aus Syrien ganz andere entgegenhalten. Bilder, die das Land, die Kultur und das Leben zeigen, aus der Mouayad Khaled durch den Bürgerkrieg herausgerissen wurde. Und der den Job „Hausmasta PLUS“ – das war der ursprüngliche Arbeitstitel – so ausfüllt, dass es für alle, die ihn kennen, eine Freude ist – ob beim täglichen Hallen- und Griffeputz, hinter der Bar, im Shop, bei der Event-Vorbereitung oder beim Bouldern. Mouayad und Amir, der vor 2 Monaten dazugestoßen ist, sind eine Bereicherung für uns alle. Schön, dass auch Mouhannad vorbeischaute, der bis Ende September Teil des Teams war und mittlerweile eine Lehre gestartet hat.

Unser Dank gilt allen, die zum Gelingen des Abends beigetragen haben: Den großartig engagierten Leuten, die Mouayad beim Kochen halfen (allen voran Ibrahim, Albert und Losian), Klara Baara, die für uns ihre Mangoes-Küche öffnete, aber auch unserem viralen DJ Luoai Allou und den Musikern (mit Samad und Schadi), die zum einzigartigen Sound dieses Abends beitrugen. Mehr Fotos gibt es übrigens hier!

Dass dieser Abend am Ende auch zu einer Energie-Tankstelle für das Team von fairMATCHING wurde, lässt uns die vielen Hürden im Jahr 2016 beinahe vergessen und mit viel Schwung in die Zukunft schauen. Wir wissen schon heute, dass wir auch 2017 wieder zwischen den Stühlen sitzen werden, weil wir uns nicht immer an die Regeln halten und dort Hand anlegen, wo wir gebraucht werden. Wir wissen nach diesem Jahr aber auch, dass vieles möglich ist, wenn man bereit ist, ins Tun zu gehen. Danke für euer tolles Feedback!